Die Frage, ob wir biozertifiziert sind, wird uns tatsächlich sehr oft gestellt und uns ist dabei aufgefallen, dass wir zur Beantwortung der Frage zunächst ein paar Unterschiede erklären müssen. Daher ist die Antwort etwas komplexer, als man vielleicht erwarten würde. Wir möchten dabei einen Blick auf die verschiedenen Situationen der Ausgangsländer werfen – das sich nicht nur bei uns auf der Farm, sondern auf vielen Teilen der Welt abspielt.
Ausgangssituation in Tansania
Zunächst einmal ist es wichtig zu wissen, dass die Gegebenheiten in Tansania sich deutlich von denen in Deutschland unterscheiden. In Deutschland werden viele Rohstoffe, Nahrungs- und Futtermittel importiert – so auch der wunderbare Kaffee, den wir täglich genießen. Wenn wir beim Beispiel von Kaffee bleiben, dann bleibt nach der Zubereitung unserer Tasse Kaffee entweder der Puk vom Espressoshot oder der Kaffeesatz aus dem Filterkaffee über. Doch was passiert mit diesem „Abfall“ wenn wir fertig sind? In Deutschland landen diese in der Regel in der Biotonne oder werden zu Hause kompostiert, denn genau darin liegen die wertvollsten Mikro- und Makronährstoffe versteckt. Und genau hier beginnt der Unterschied: In Ländern wie Deutschland werden diese Nährstoffe aus anderen Ländern eingeführt und können an weiterer Stelle als wertvolle Rohstoffe wiederverwendet werden.
Nährstoffdifferenz – Ein globale Herausforderung
Der Kaffee, den wir in Tansania anbauen, ist zum Großteil ein Exportgut. Das bedeutet, dass die Nährstoffe, die im Boden durch die Kaffeepflanzen entzogen werden, nicht wieder an ihren Ursprung zurückkehren, sondern ins Ausland transportiert werden. Diese Nährstoffe fehlen im Land und müssen an anderer Stelle ausgeglichen werden. Dazu gibt es noch einen Unterschied, den wir betrachten müssen: In Tansania ist die Ausgangssituation anders. Es werden anteilig um einiges weniger an Nährstoffen importiert, als sie exportiert werden. Hinzukommt, dass die anfallenden "Abfallstoffe" verwertet werden. Maisstreu, Reisstreu, tierische Abfälle, wird alles verwertet und sind daher nicht in ausreichend großen Mengen verfügbar. Dadurch ist es schwer biologischen Dünger in großen Mengen zu produzieren, die den Kaffeepflanzen ausreichend Nährstoffe liefern können. In vielen ländlichen Gegenden Tansanias werden Ressourcen bereits intensiv genutzt, und die Menge an verfügbaren „Abfällen“ ist begrenzt.
Unsere Lösung: Eine ausgewogene Mischung
Da in Tansania die Herstellung von rein biologischen Düngern in großen Mengen kaum möglich ist, setzen wir auf eine ausgewogene Mischung. Wir verwenden Kunstdünger in Kombination mit biologischen Düngern. Auf der Ngila Farm zum Beispiel mulchen die wertvollen Schattenbäume, die wir auf den Kaffeefeldern pflanzen, und erzeugen so eine natürliche Düngung. Darüber hinaus stellen wir Biokohle her, die mit diesen wertvollen „Abfallstoffen“ und Kunstdüngern aufgeladen wird. Diese Mischung wird dann effektiv in den Boden eingebracht, um die Pflanzen mit den notwendigen Nährstoffen zu versorgen.
Wissenschaftlich fundiert und wirtschaftlich effizient
Warum setzen wir auf diese Methode? Ganz einfach: Es hat sich gezeigt, dass es die wissenschaftlich effizienteste Methode ist, um Nährstoffe im Boden verfügbar zu halten. Indem wir Biokohle und Dünger miteinander kombinieren, werden die Nährstoffe in einer Form gebunden, die für die Pflanzen besser verfügbar ist und gleichzeitig nicht so schnell ausgewaschen wird. So sparen wir Ressourcen, unterstützen die Gesundheit der Pflanzen und ist gleichzeitig wirtschaftlich effizient.
Unser Ziel ist es nicht nur, den Boden gesund zu erhalten, sondern auch sicherzustellen, dass unsere Kaffeepflanzen die bestmögliche Pflege und Ernährung erhalten. Diese Methode ermöglicht es uns, die Pflanzen so zu versorgen, dass sie robust und widerstandsfähig gegenüber den Herausforderungen von Klima, Wetter und Schädlingen sind. Gleichzeitig sorgen wir dafür, dass der Einsatz von Kunstdünger so gering wie möglich gehalten wird, um die Umwelt zu schonen.
Fazit: Ökologische Verantwortung und wirtschaftliche Effizienz im Einklang
Also nun die Antwort auf die Frage sind wir biozertifiziert? Nein, nicht im klassischen Sinne. Aber wir setzen auf eine nachhaltige, ausgewogene Landwirtschaft, die ökologische Verantwortung und wirtschaftliche Effizienz miteinander vereint. Wir nutzen sowohl biologische als auch synthetische Düngemittel, um den bestmöglichen Ertrag zu erzielen, während wir gleichzeitig die Umwelt und die Gesundheit unserer Böden schonen. Dieser Ansatz ist nicht nur nachhaltig, sondern auch notwendig, um in einem Land wie Tansania, welches auf der negativen Seite der globalen Nährstoffgleichung ist, langfristig erfolgreich zu wirtschaften.